Das Ergebnis der AfD ist alarmierend. Was mich jedoch am meisten beunruhigt, ist nicht allein der blaue Balken auf den Wahltabellen, sondern vor allem die tiefergehende gesellschaftliche Spaltung, die wir immer deutlicher erleben. Während der Pressekonferenz im Landratsamt des Hochtaunuskreises habe ich meine Sorgen offen ausgesprochen:
„Ich habe Angst – nicht nur vor den politischen Entwicklungen, sondern vor den Auswirkungen auf unser Miteinander. Die Antwort auf Attentate in Deutschland darf keine Demonstrationen gegen rechts sein. Wir dürfen nicht in die Falle tappen, den Fokus nur auf eine politische Richtung zu richten, wenn es um die Bekämpfung von Gewalt, Extremismus und Terror geht. Solche Ereignisse dürfen nicht genutzt werden, um unsere Gesellschaft weiter zu polarisieren. Sie müssen uns vielmehr als Anlass dienen, über die Ursachen der Gewalt nachzudenken und eine breite, gesamtgesellschaftliche Antwort zu finden.“
Unsere Gesellschaft scheint immer mehr in zwei Lager zu zerfallen, anstatt die Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Diskurse werden zunehmend polarisierter, Empathie und Verständnis geraten aus dem Fokus. Wir stehen an einem Punkt, an dem wir als Gesellschaft entscheiden müssen: Wollen wir uns weiter auseinanderdividieren, oder finden wir einen Weg, Brücken zu bauen und die tiefen Risse zu überwinden?
Die AfD profitiert von einer Politik des Angstschürens, die den Menschen das Gefühl vermittelt, ihre Sorgen und Ängste würden nur von extremen Rändern ernst genommen. Doch gerade diese Rhetorik führt dazu, dass wir uns nicht mehr als eine gemeinsame Gemeinschaft sehen, sondern als isolierte Gruppen. Das ist der gefährlichste Trend für unsere Demokratie.
Ich fordere daher einen stärkeren Einsatz für einen Dialog, der auf Respekt, Verständnis und einem echten Interesse am anderen basiert. Der Weg zu einer geeinten Gesellschaft führt nicht über Ausschluss oder Hetze, sondern über das Gespräch und das Engagement für ein besseres Miteinander. Wir müssen zurück zu den Grundlagen der Demokratie: Zuhören, respektieren, gemeinsam Lösungen entwickeln.
Die nächsten Monate und Jahre werden entscheidend sein – für uns als Gesellschaft und für den Zusammenhalt in unserem Land. Es liegt an uns, wie wir diese Herausforderung annehmen.
Meine Reflektion als Kreisvorsitzende
Das Wahlergebnis ist für uns als Partei alles andere als zufriedenstellend. Als Kreisvorsitzende muss ich ehrlich sagen, dass ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin. Es zeigt, dass wir noch nicht in dem Maße bei den Wählerinnen und Wählern ankommen, wie es notwendig wäre, um unsere politischen Ziele erfolgreich durchzusetzen.
Jetzt ist es wichtig, dass wir keine Zeit verlieren und schnell zu einer ehrlichen und konstruktiven Analyse kommen. Wir müssen herausfinden, warum uns das gewünschte Ergebnis verwehrt, geblieben ist. Welche Themen haben wir nicht ausreichend adressiert? Welche Wählergruppen haben wir möglicherweise nicht genügend erreicht? Gab es Kommunikationsprobleme, oder war es vielleicht die Art und Weise, wie wir unsere Botschaften vermittelt haben?
Diese Fragen müssen jetzt auf den Tisch und in einer offenen Diskussion erörtert werden. Wir müssen auch in der Partei selbst einen klaren Blick darauf werfen, was wir in Zukunft besser machen können. Dabei geht es nicht nur um die Kommunikation nach außen, sondern auch um die interne Zusammenarbeit und die Rolle, die jede und jeder Einzelne von uns in diesem Prozess spielt.
Es ist entscheidend, dass wir nicht in Resignation verfallen, sondern die Herausforderung als Chance sehen. Es gibt viel Potenzial für die FREIE WÄHLER, vor allem in den Bereichen, die wir noch nicht ausreichend ausgebaut haben. Wir müssen uns jetzt neu ausrichten, die richtigen Schlüsse ziehen und gemeinsam an einem Plan arbeiten, um in der nächsten Wahlperiode erfolgreicher zu sein.
Die Diskussionen müssen schnell und konstruktiv geführt werden, damit wir als Partei gestärkt aus diesem Wahlprozess hervorgehen und mit einem klaren Konzept und frischer Energie in die Zukunft gehen können. Unsere Arbeit für eine starke, gerechte und bürgernahe Politik geht weiter – und wir dürfen nicht den Mut verlieren.